Begründung Ö1 Buch des Monats März
Gibt es sie, die sanfte Vermählung der Gegenwart mit dem Vergangenen?
Sie sind Schüler eines Elitegymnasiums der DDR: Lydia, Alexander, Ruppert, Vivien und noch ein paar andere. Der Mauerfall macht dem Ort, an dem sie aufgewachsen sind, ein Ende. Sie zerstreuen sich in alle Welt, doch dreißig Jahre später ziehen sie angesichts schicksalhafter Momente Bilanz. Und sehen sich vor große Fragen gestellt: Wie lange verfolgt uns die Vergangenheit, oder verfolgen wir sie? Hoffnungen, Ideale und unterschiedlichste Lebensentwürfe machen klar: Damals sind sie davongekommen, doch sie alle jagen einer Freiheit nach, noch immer.
Julia Schoch macht den historischen Umbruch in privaten Leben erfahrbar. Sie entwirft das Bild der sich wandelnden Zeit mit Hilfe eines Chors aus Stimmen, in dem jede zu ihrem Recht kommt. Ein Buch auch über die Scham der Herkunft und die wiederentdeckte Lust an der Vergangenheit.
»Eine Ahnung von diesem Verschwinden – der Zukunft von allem, was ist – zieht sich durch sämtliche Erinnerungsstücke. Die ostdeutsche Herkunft ist darin ebenso aufgelöst wie die Gegenwart mit all ihren Krisen in der Mitte des Lebens. Diese Gefühl zu vermitteln in einem ganz und gar anschaulichen, ja szenischen Schreiben, ist die Kunst Julia Schochs.«
Süddeutsche Zeitung
Weggehen hieß bei Bonaparte wiederkehren – so ist es immer gewesen. Doch diesmal bleibt Bonaparte verschwunden. Und sie muss sich fragen, ob nur die obsessive Liebe zum Roulette es war, die sie miteinander verband? Julia Schoch erzählt von einer ungewöhnlichen Leidenschaft, messerscharf und doch poetisch.
»Licht, klar und dabei tänzerisch schwebend – so ist die Sprache von Julia Schoch.«
Neues Deutschland
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2009!
Im April 2009 auf Platz 1 der SWR-Bestenliste!
Niemand, nicht einmal ihr Liebhaber, ahnte etwas von dem Vorhaben meiner Schwester. Alle Möglichkeiten hatten ihr offengestanden nach dem Fall der Mauer, sie hätte ihrem Leben eine völlig neue Wendung geben können. Und vielleicht hätte ich ihre tragische Entscheidung rückgängig machen können, wäre ich nur ein wenig aufmerksamer gewesen.
»Skrupulös, tastend, lyrisch. ›Mit der Geschwindigkeit des Sommers‹ wird bleiben.«
Die Welt
Nebliger Frühsommer in einem Ostseebad: Vor der Küste ist ein Tanker auseinandergebrochen. Claire wartet nach einer Kur auf ihre Abreise. Da taucht der Fremde Mattok auf, der mit einem Koffer voll Geld über die Grenze will. Es entspinnt sich eine Liebesgeschichte zwischen den beiden Außenseitern. Eine junge Frau und ein Bankräuber, Fremdheit und unerklärliche Anziehungskraft, Vorsaison und lähmende Ungewißheit – präzis und höchst poetisch erzählt Julia Schoch die suggestive Geschichte eines unerhörten Ereignisses.
»Eine Geschichte von zweien, die aus der Zeit gefallen scheinen – und man fürchtet, die Wirklichkeit könne sie einholen.«
Brigitte
Die eine träumt davon, in einer „geräuschlosen Unterwasserwelt“ zu liegen, die andere bringt wagemutig auf nebeldichten Havelseen ihr Ruderboot zum Kentern. Zum Wasser haben Julia Schochs Figuren ein besonderes Verhältnis: Sie suchen sich selbst und loten ihre Grenzen aus. Das Wasser ist die Zeit, die Geschichte und die Erinnerung zugleich. Unerschrocken liefern sich ihre klugen Heldinnen dem Zufall aus und erleben dabei ebenso verwegene wie poetische Momente.
»Julia Schoch zeigt, wie Literatur unsere Sehnsüchte und Verlorenheiten, unsere kulturellen Verwurzelungen und unsere politisch-geschichtlichen Heimatlosigkeiten in ein Sprachkunstwerk verwandeln kann.«
Süddeutsche Zeitung